Dienstag, 31. Dezember 2013

Buchreview "Das Blutband - Handyman Jack 11" F.P.Wilson

F. Paul Wilson. Nach den schrecklichen Schicksalsschlägen in seiner Familie ist Handyman Jack überhaupt nicht danach, einen neuen Auftrag anzunehmen, aber dieser klingt ganz einfach: Er soll den Hintergrund des Mannes ausleuchten, der sich an die junge Tochter seiner Klientin herangemacht hat. Aber auch hier sticht Jack wieder in eine Wespennest, und hat es plötzlich mit einem psychopathischen Mörder, einem geheimen Militärprogramm der Regierung und einem seit Jahrzehnten vorbereiteten Plan zu tun, mit dem der Andersheit der Weg zurück in unsere Welt geebnet werden soll. Und jeder, der sich dem in den Weg stellt, muss sterben.

Jack hat sich mittlerweile aus seinem Geschäft zurückgezogen und will auch nicht durch Aufträge gestört werden. Ihm ist es wichtiger, sich nach den letzten Ereignissen um Gia und Vicky zu kümmern, die noch immer unter den Nachwirkungen zu leiden haben. Und auch ihn selbst hat das alles ziemlich mitgenommen, sodass er sich einfach nicht auf eine schwierigere Aufgabe konzentrieren könnte. Aber als Christy P. ihn auf eine Empfehlung hin kontaktiert, um den Liebhaber ihrer 18.jährigen Tochter auszuspähen, der nicht nur doppelt so alt wie das Mädchen ist, sondern ihr auch sonst recht suspekt erscheint, hält er das für eine simple Angelegenheit und eine durchaus willkommene Ablenkung von seinen Problemen. Doch bald stellt sich heraus, dassh hier viele Punkte zu einem bösen Ganzen führen. Der Diebstahl des Kompendium von Srem führt Jack zu einem Autor von Selbsthilfebüchern, die anscheinend mit dem im Buch gezeichneten vierarmigen Strichmännchen zusammenhängen. Von da wiederum führt auch eine Spur zu einem anderen Schreiberling namens P. Frank Winslow, der Actionromane verfasst. Leider haben die beiden bisher erschienenen eine verblüffende Ähnlichkeit mit den Ereignissen, in die Jack in den letzten Jahren verwickelt war. Und der Liebhaber des jungen Mädchens, der sich Jerry Bethlehem nennt, kommt eigentlich aus einer Anstalt für geistig instabile Schwerverbrecher, der für ein geheimes Regierungsexperiment benutzt wird. Dabei geht es um unkontrollierte Wutausbrüche, ein Mittel dagegen, um diese einzdämmen und nebenbei auch um die unbekannte anDNA. Auch seine Auftraggeberin entwickelt sich bald zu einer größeren Unbekannten in einem befremdlichen Spiel als Jack jemals vermutet hätte.

"Das Blutband" lässt alte Bekannte wieder am Leben des Jack teilnehmen. Neben Gia und Vicky tauchen auch Abe, sein Papagei Parabellum und Julio mit seiner Kneipe als Treffpunkt für Jacks Geschäftsverhandlungen wieder auf. Und hier beginnt für Erstleser auch die Krux des Buches. Immer wieder wird hier auf vorangegangene Ereignisse verwiesen, alte Geschehnisse erwähnt, die erst im Zusammenhang mit den älteren Büchern wirklich Sinn ergeben. Es sei geraten, die Romane um Handyman Jack von Beginn an zu lesen, um den Einstieg nicht zu verpassen oder es ganz bleiben zu lassen, weil die Lektüre dann wenig Freude machen wird, wenn man nicht den Überblick über das Gesamtkonstrukt hat. Diesmal ist Jack am Start noch in trüben Gedanken versunken, agiert eher lustlos gar gebremst und interessiert sich für nichts und niemanden außer seinen beiden Mädels. Den vermeintlich simplen Auftrag nimmt er nur an, um sich nicht ständig mit seinen Selbstvorwürfen zu zerfleischen - als reine Ablenkung eben. Doch je mehr er entdeckt, umso neugieriger wird er, sein Jagdfieber ist geweckt und ab hier nimmt das Buch dann auch mehr Fahrt auf, wird temporeicher, aber auch verzwickter, was die unterschiedlichen Handlungsfäden angeht. Natürlich hat der Autor auch sein Steckenpferd, die Kritik an der jeweiligen Regierung, wieder mit einfließen lassen, die hinter dem Rücken der Bürger wieder irgendwelche geheimen Projekte ausbrütet, die jedem zugute kommen, nur nicht der Bevölkerung, gönnt sich nette Namensspielereien mit P. Frank Winslow, lässt auch Don Winslow als ehemaligen Weltkrieg Zwei Navy-Kriegsveteran kurz einen nur namentlichen Auftritt und ist wieder mit etwas mehr Humor an die Sache herangegangen, obwohl es viele düstere und auch manchmal härtere Elemente in seinem in Deutschland neu erschienenen Werk gibt. Durch die komplexen Storybögen, die sich aus den alten Büchern nun mit den des neueren verbinden, ist "Das Blutband" konzentrationsfordernd und beweist, dass F. Paul Wilson garantiert kein literarisches Junk-Food abliefert. Spannend, dunkel, perfide bis fies, mit leiten Humoransätzen und absolut als Empfehlung weiterzugeben. Und da das Ende viel Spielraum für mehr lässt, wird es nach Verlagsangaben auch im November 2014 - falls diese Planung so beibehalten werden kann - das zwölfte Handyman Jack (Repairman Jack) unter dem Titel "Durch das Schwert" beim Festa-Verlag erscheinen. Allein für die Weiterführung der Reihe nach dem Ende bei einem großen Massenverwerterverlag gebührt Frank Festa mein Dank (Und dabei hab ich das andere Programm mit starkem und extremem Horror sowie einigen super Thrillern wie die von Ben Coes, Dan Simmons oder Stephen Hunter - "Shooter" usw. aus der Bob Lee Swagger-Reihe - noch gar nicht erwähnt). Die guten Wünsche fürs neue Jahr hätte er für sich und seine Frau aber auch so bekommen.

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